“Rote Rosen” Vorschau: Nächste Folge am 04.11.25
Lou saß im „Carlas“, dem Restaurant, das sie zu ihrem inoffiziellen Hauptquartier für ihre Rachefeldzüge gemacht hatte. Das feine Geschirr klapperte leise, aber in Lous Kopf herrschte ein ohrenbetäubender Lärm. Sie nieste kaum beachtet ein Stück des teuren Lachses. Ihr Handy lag auf dem Tisch, die Schlagzeile der großen Regionalzeitung prangte ihr entgegen: „Neues Konzept der ARD-Telenovela ,Rote Rosen‘ spaltet die Fans – ,Hat an Charme verloren‘“.
„Charm verloren? Unsinn!“, murmelte Lou vor sich hin und stieß dabei das Wasserglas um. Eine elegante Kellnerin eilte herbei, um das Malheur zu beheben.
„Entschuldigen Sie, gnädige Frau“, sagte die Kellnerin, deren Name, wie Lou wusste, Tanja war, und die heimlich eine Affäre mit Lous Gärtner hatte. Aber das war gerade unwichtig.
„Lassen Sie das!“, zischte Lou und fixierte das Handy. Die Fans beschwerten sich über die dramatische Neuausrichtung, die von der üblichen, gemütlichen Lüneburger Romantik abwich. Sie mochten die dunklen Intrigen nicht, die um vertauschte Embryonen, verheimlichte Erbschaften und schmutzige Krankenhausfehler kreisten.
„Sie wollen keine Spannung“, dachte Lou verächtlich. „Sie wollen nur Gartenzwerge und Rosen-Bowle.“

Plötzlich klingelte ihr Handy. Es war Daniel. Lou zögerte, den Anruf anzunehmen. Seitdem er von der Verwechslung wusste, war er ein nervöses Wrack. Er hatte seinen Job bei der Stadtverwaltung vernachlässigt und verbrachte seine Tage damit, in Lüneburger Bibliotheken nach Präzedenzfällen für Vaterschaftsklagen zu suchen.
Sie nahm ab. „Ja, Liebling?“ Ihre Stimme war weicher, die Maske der liebenden Ehefrau sofort aufgesetzt.
„Lou, wir haben ein Problem“, flüsterte Daniel, seine Stimme klang gehetzt. „Jess. Jess Böttcher. Sie hat sich an die Presse gewandt.“
Lou erstarrte. Der Lachs schmeckte plötzlich nach Asche. „Was? Was hat sie gesagt?“
„Sie hat nicht direkt über die Vaterschaft gesprochen“, sagte Daniel. „Aber sie hat einen Artikel über ethische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit in der Medizin geschrieben. Sie stellt die gesamte Kinderwunschklinik in Frage. Und, Lou, sie hat Dr. Steinfeld erwähnt.“
Ein kalter Schauer lief Lou über den Rücken. Jess war nicht nur emotional, sie war klug und nutzte ihre Verbindungen zur Kulturszene, um das Narrativ zu beeinflussen.
„Dieser Dr. Steinfeld…“, murmelte Lou. Sie erinnerte sich an ihn, wie er zwischen ihr und Jess gestanden hatte, diese unbeholfene Figur, die jetzt zur Schlüsselfigur in ihrem Drama wurde. Er war der einzige, der bezeugen konnte, dass die Verwechslung kein Zufall war, sondern vielleicht ein Systemfehler, der auf eine breitere Verschwörung innerhalb des Lüneburger Eliten-Netzwerks hinwies.
„Das ist Nebelkerze“, sagte Lou scharf. „Sie versucht, die Aufmerksamkeit von der einzigen, wichtigen Sache abzulenken: Sie trägt unser Kind! Wir müssen Dr. Steinfeld zum Schweigen bringen. Er darf kein Wort über die genauen Abläufe im Labor verlieren.“
„Wie willst du das anstellen, Lou?“, fragte Daniel, seine Stimme voller Verzweiflung. „Er ist ein angesehener Arzt. Er wird sich nicht erpressen lassen.“
Lou sah aus dem Fenster des „Carlas“. Die Abendsonne warf lange Schatten über die historische Fassade des Hotel Drei Könige. Und plötzlich sah Lou die Lösung:
„Er ist ein angesehener Arzt“, sagte Lou, und ein gefährliches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Aber er ist auch ein Mann. Und jeder Mann hat eine Schwachstelle. Ich werde mich persönlich darum kümmern. Ich werde ihn in eine Situation bringen, in der seine Reputation das Wichtigste ist.“
Sie beendete das Gespräch und griff nach ihrem roten Kaschmirschal.
Lou wusste, dass Dr. Steinfeld am Abend immer eine einsame Runde um das Lüneburger Rathaus drehte, um seinen Geist zu klären. Es war die perfekte Gelegenheit.
Später am Abend, als der Nebel vom Fluss aufstieg und die Gassen Lüneburgs in eine geheimnisvolle, fast unwirkliche Atmosphäre hüllte, wartete Lou. Sie trug einen langen, dunklen Mantel und war so unscheinbar, wie sie es nur sein konnte.
Als Dr. Steinfeld um die Ecke des alten Rathauses bog, trat Lou aus dem Schatten.
„Guten Abend, Herr Doktor“, sagte Lou, ihre Stimme war warm, fast verführerisch. Sie näherte sich ihm langsam, der rote Schal hob sich dramatisch von der Dunkelheit ab.
Dr. Steinfeld zuckte zusammen. „Frau Mahler. Was… was machen Sie hier? Es ist spät.“
„Ich mache mir Sorgen“, flüsterte Lou, ihre Augen strahlten im Licht der Gaslaterne. „Sorgen um Ihre Karriere. Und um meine Ehe. Sehen Sie, Jess Böttcher ist eine Lügnerin. Sie versucht, uns unser Baby zu stehlen und Sie in ihren Schlamassel hineinzuziehen.“
Dr. Steinfeld schüttelte den Kopf. „Ich habe bereits alles der Kammer gemeldet. Es war ein Fehler. Ein bedauerlicher, aber singulärer Fehler.“
„Singulär?“, Lou lachte leise. „Ach, Herr Doktor. Sie sind so naiv. Jess wird Ihre gesamte Praxis, Ihre Forschung, alles in Frage stellen. Aber ich kann das verhindern.“
Sie kam noch näher, bis sie ihm fast ins Ohr flüsterte. „Hören Sie mir zu: Sagen Sie, es war ein technischer Defekt. Eine defekte Maschine. Sagen Sie, dass Jess versucht hat, sich selbst zu inserieren, um uns zu erpressen. Dann können Sie Ihre Weste reinwaschen, und wir bekommen unser Kind.“
Dr. Steinfelds Gesicht wurde bleich. „Das… das ist Erpressung, Frau Mahler.“
„Nennen Sie es, wie Sie wollen“, sagte Lou, ihre Stimme wurde hart wie Stahl. „Ich nenne es Selbstverteidigung. Wenn Sie das nicht tun, werde ich etwas Schlimmeres tun. Ich werde Ihrer Frau erzählen, dass Sie mir intimere Dinge über Ihre Patienten erzählt haben, als es die ärztliche Schweigepflicht erlaubt. Und ich werde dafür sorgen, dass es jemand hören wird.“
Lou hob ihre Hand und deutete auf eine dunkle Gasse. Erik trat aus dem Schatten. Er war zwar noch mitgenommen von dem Vorfall im Speicher (den Lou natürlich nicht kannte), aber seine Augen waren wach und lauernd. Er hielt ein kleines Aufnahmegerät in der Hand.
Dr. Steinfeld sah Erik und dann Lou an. Er verstand sofort. Wenn er sich auf Lou einließ, würde er seine Seele verkaufen. Wenn er sich weigerte, würde seine Reputation in Lüneburg vernichtet werden. Lou hatte ihn in die Enge getrieben, so effektiv, wie es kein Gericht hätte tun können.
„Was… was verlangen Sie genau?“, fragte Dr. Steinfeld, seine Stimme war nur noch ein Schatten seiner selbst.
Lou lächelte, ihr Triumph war vollständig. „Ich verlange die Wahrheit. Meine Wahrheit. Du wirst morgen der Presse sagen, dass Jess Böttcher mental instabil ist und eine verzweifelte Lüge verbreitet.“
Möchtest du, dass ich einen weiteren Abschnitt mit einem neuen Titel schreibe, oder soll ich das Thema “Rote Rosen” auf Deutsch fortführen?