Offene Worte: Marisa Burger über ihren Abschied bei “Rosenheim-Cops”

Das Kommissariat in Rosenheim, normalerweise ein Ort geordneter Akten und scharfer Ermittlungssprüche, fühlt sich an diesem späten Nachmittag seltsam leer an. Das Licht der untergehenden bayerischen Sonne wirft lange, wehmütige Schatten durch das Büro der Verwaltung. Miriam Stockl alias Marisa Burger sitzt an ihrem Schreibtisch. Die Tasse mit dem obligatorischen “Kaffee” ist kalt. Vor ihr liegt ein Stapel unbearbeiteter Formulare, die sie anstarrt, aber nicht sieht. Es ist ihr letzter regulärer Arbeitstag – die letzte Klappe als die legendäre Sekretärin ist bereits gefallen, doch die emotionale Aufarbeitung steht noch aus.

MARISA BURGER

(Ein stilles Selbstgespräch, die Stimme sanft, aber bestimmt)

Fünfundzwanzig Jahre. Fast ein Vierteljahrhundert. Wer hätte das gedacht, als ich das erste Mal diesen Satz gesagt habe: „Es gabat a Leich!“ (Sie seufzt leise). Es war meine feste Bank, mein Zuhause, meine tägliche Routine, die mir so viel Sicherheit gegeben hat. Ein Korsett, ja, aber eines, das sich nach all der Zeit wie eine zweite Haut anfühlte.

Sie nimmt den Telefonhörer in die Hand, das Werkzeug, mit dem sie Mörder entlarvt und Kommissare zur Verzweiflung gebracht hat. Sie legt ihn zurück.

Offene Worte: Marisa Burger über ihren Abschied bei "Rosenheim-Cops" - BUNTE

MARISA BURGER

(Lächelt melancholisch)

Und jetzt? Jetzt gehe ich. Auf eigenen Wunsch. Viele halten mich für verrückt. Eine feste Rolle, eine beliebte Figur, ein sicheres Einkommen – das wirft man doch nicht einfach weg. Aber genau das ist der Punkt. Ich möchte Miriam Stockl nicht lächerlich machen. Wie hält man eine Figur nach so langer Zeit noch lebendig, ohne sich zu wiederholen? Ohne sie zur Karikatur ihrer selbst werden zu lassen? Sie ist jung und fresh in ihrer Art. Ich muss ehrlich zu ihr sein. Und zu mir selbst.

Sie steht auf und geht zum Fenster. Draußen zieht ein Streifenwagen mit Michi Mohr (Max Müller) vorbei. Sie winkt nicht.

MARISA BURGER

(Nachdenklich)

Ich hatte Angst. Angst vor der Enge. Die Dreharbeiten waren mein Leben. Sie haben meine Freizeit, meine anderen kreativen Ideen, meine Möglichkeiten eingeschränkt. Ich bin ein Freigeist, ich möchte wieder selbstständig über meine Tage verfügen. Ich wollte mein Leben zurückerobern, bevor es zu spät ist. Mit 52. Das ist der Moment, um einen würdevollen Abtritt hinzulegen. Ein Ausstieg mit Würde, bevor man anfängt, die Figur zu verwässern.

Sie geht zu ihrem Kalender, der noch für die nächste Woche voller fiktiver Termine ist. Sie reißt das Blatt ab.

MARISA BURGER

(Ihre Augen werden feucht)

Es wird Tränen geben, das ist klar. Ich werde mein Team vermissen. Die gemeinsamen Lacher mit Karin Thaler (Marie Hofer), die väterlichen Ermahnungen von Max Müller. Wir sind zusammengewachsen. Das war mehr als nur eine Arbeit – das war Familie. Wir hatten sogar unsere letzte Szene gemeinsam. Das war unglaublich emotional. Ich habe bei den letzten Drehtagen schon wahnsinnig geweint. Und die Kollegen auch. Max Müller hat gestanden, dass ihm die Tränen kamen. Diese Wehmut ist echt.

Sie dreht sich um und blickt in die leere Ecke, wo oft die Kommissare über den neuesten Fall grübelten.

MARISA BURGER

(Fasst sich ein Herz, die Augen blitzen wieder)

Aber Weinen ist auch ein Zeichen von Lebendigkeit. Ich verlasse eine feste Bank. Das weiß ich. Aber ich gewinne meine kreative Freiheit zurück. Ich möchte andere Rollen spielen, neue Dinge erschaffen. Ich habe ein Buch geschrieben, plane einen Podcast. Das Schauspiel bleibt, aber ohne festen Fahrplan. Es ist das Risiko, das man eingehen muss, um wieder als Künstlerin wachsen zu können. Und ich bin bereit für dieses Risiko. Denn wenn man geht, muss man auch wissen, was man will. Und ich will: neue Wege gehen. Für Miriam Stockl ist es Zeit, still und leise zu gehen. Für Marisa Burger ist es Zeit, laut und mutig zu beginnen.

Sie nimmt ihre Handtasche, atmet tief durch und wirft einen letzten, liebevollen Blick auf das Sekretariat. Dann dreht sie sich um und geht. Die Tür fällt leise ins Schloss. Nur das leise Ticken der Wanduhr bleibt zurück, zählend die Zeit, die nun für ein neues Leben beginnt.