„Rote Rosen“: Das musst Du zu Staffel 24 wissen

Lou starrte auf den Zettel in ihrer Hand. Das sterile, fast schon beleidigend neutrale Weiß des Papiers stand im krassen Gegensatz zu dem Wirbelsturm der Gefühle, der in ihrem Inneren tobte. Ihre sonst so perfekt sitzende, modische Frisur wirkte zerzaust, als hätte sie sich immer wieder fahrig durch die Haare gefahren.

“Ein Fehler,” flüsterte sie, ihre Stimme brach. “Sie sagten, es war ein Versehen.”

Vor ihr stand Dr. Steinfeld, der Leiter der Kinderwunschklinik (der unerklärlicherweise gerade noch im Speicher des alten Reichenbach-Hauses war, aber das wusste Lou nicht), seine Miene war eine unbeholfene Mischung aus professioneller Distanz und persönlicher Pein. Seine Augen huschten über den Boden, unfähig, den Blick von Lou zu erwidern.

“Frau Mahler, ich versichere Ihnen, so etwas ist noch nie vorgekommen,” sagte er, seine Stimme klang geölt und hohl. “Die Proben wurden vertauscht. Die… die Insemination fand statt, aber nicht mit Ihrer Eizelle.”

Lou schloss die Augen, atmete tief durch. Das hieß, der Traum von einem weiteren Kind mit Daniel war gestorben, bevor er überhaupt eine Chance hatte. Daniel, der nach seiner Krankheit unfruchtbar war, hatte seine ganze Hoffnung in diese letzte Möglichkeit gesetzt.

“Und wer,” fragte Lou, ihre Stimme jetzt eisig und klar, “hat stattdessen meine Probe bekommen? Wer ist die Frau, die jetzt mit Daniels Kind schwanger ist?”

Dr. Steinfeld zögerte, was Lou nur noch wütender machte. “Bitte, Frau Mahler, die Patientengeheimhaltung…”

“Geheimhaltung?” Lou lachte auf, ein scharfer, hysterischer Klang, der in der ruhigen Praxis widerhallte. “Mein Leben liegt in Trümmern, die Zukunft meiner Familie wurde durch Ihre Inkompetenz zerstört, und Sie reden von Geheimhaltung? Geben Sie mir den Namen!”

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Wartezimmers, und eine junge Frau trat ein. Sie hatte braunes, lockiges Haar, leuchtende, wenn auch gerade jetzt leicht verwirrte Augen und eine etwas verträumte Ausstrahlung. Es war Jess Böttcher, die Nichte von Gisela, die gerade ihre Träume von einem eigenen Buchladen in Lüneburg zu verwirklichen versuchte, nachdem ihr Freund sie unerwartet verlassen hatte.

Jess hielt sich die Hand auf den Bauch. Sie sah müde aus, aber in ihrem Blick lag auch ein vorsichtiger, neuer Hoffnungsschimmer.

“Verzeihung,” sagte Jess leise. “Ich dachte, ich höre… einen Streit?”

Lou drehte sich um und sah Jess an. Ihre Blicke trafen sich. Lou musterte Jess von oben bis unten, die unauffällige Kleidung, die Art, wie Jess zögerlich da stand – nichts an ihr schien zu Lous perfekt organisiertem Lüneburger High-Society-Leben zu passen.

Dr. Steinfeld nutzte die Ablenkung. “Frau Böttcher, vielleicht sollten wir Ihren Termin um ein paar Minuten verschieben. Ich muss kurz etwas besprechen.”

Aber Lou hatte bereits etwas bemerkt. Die Hand auf dem Bauch. Der zögerliche, aber eindeutige Schutzreflex einer werdenden Mutter.

Ein Blitz der Erkenntnis durchfuhr Lou. Es war nicht einfach nur eine andere Frau. Es war diese Frau. Sie hatte sie bereits gesehen, kurz und flüchtig, in der Empfangshalle des Krankenhauses, an dem Tag, als Daniel operiert wurde, an dem Tag, als sie zur künstlichen Befruchtung hierhergekommen war.

Lou ging langsam auf Jess zu, ihre perfekt manikürten Hände ballten sich zu Fäusten. Jess wich einen Schritt zurück, verunsichert durch die Intensität, mit der Lou sie anstarrte.

“Sie,” sagte Lou, ihre Stimme zitterte nun wieder, aber diesmal nicht vor Trauer, sondern vor brennendem Zorn. “Sie sind es.”

Jess runzelte die Stirn. “Ich? Wer sind Sie? Ich glaube, ich kenne Sie nicht.”

Rote Rosen neu erfunden: Was steckt hinter dem überraschenden Imagewechsel?

“Sie kennen mich nicht?” Lou lachte wieder, diesmal ohne jeden Hauch von Hysterie, sondern mit bitterer Ironie. “Sie tragen gerade die Hoffnung meiner Familie unter Ihrem Herzen, und Sie kennen mich nicht?”

Dr. Steinfeld versuchte, sich dazwischenzudrängen. “Frau Mahler, bitte. Das ist nicht der Ort dafür.”

Lou ignorierte ihn. Ihre Augen waren auf Jess fixiert, die jetzt spürbar bleich wurde, ihr Blick huschte zwischen Lou und Dr. Steinfeld hin und her.

“Ich bin Lou Mahler,” sagte Lou, und jedes Wort war ein gezielter Schlag. “Und der Embryo, mit dem Sie schwanger sind – der gehört meinem Mann. Er gehört uns.”

Jess’ Augen weiteten sich vor Schock, ein leiser, gequälter Laut entfuhr ihren Lippen. Die Hand, die ihren Bauch hielt, klammerte sich jetzt fest an ihren Körper, als wollte sie den ungeborenen Traum vor dieser wütenden, eleganten Fremden beschützen.

“Was… was reden Sie da?” Jess’ Stimme war kaum hörbar.

Dr. Steinfeld atmete tief durch. Er wusste, dass das Unausweichliche eingetreten war. Er musste reinen Tisch machen, egal wie chaotisch es wurde.

“Frau Böttcher,” begann er mit resigniertem Ton, “es gab eine unglückliche Verwechslung bei der Insemination vor einigen Wochen. Frau Mahler hat Recht. Das Sperma, das verwendet wurde, ist das von Herrn Daniel Mahler, Lous Ehemann.”

Die Wahrheit traf Jess wie ein Blitz. Sie dachte an Patrick, der sie verlassen hatte, und daran, wie sie in dieser schweren Zeit Trost in der plötzlichen, unerklärlichen Schwangerschaft gefunden hatte. Sie hatte es als Schicksal, als Neuanfang gesehen. Jetzt war es nur noch ein grausamer Witz.

Lou sah die Verzweiflung in Jess’ Augen und spürte kurz einen Stich des schlechten Gewissens, aber die überwältigende Wut über ihren eigenen Verlust löschte diese schnell aus.

“Sie sehen es jetzt, nicht wahr?” Lou trat noch einen Schritt näher. “Ein Kind. Daniels Kind. Mein Kind. Das, was Sie jetzt tun müssen, ist klar: Sie werden es uns geben.

Jess schüttelte panisch den Kopf. Tränen begannen, über ihre Wangen zu laufen. “Nein! Das… das kann ich nicht. Das ist mein Baby!”

“Es ist unser Baby,” beharrte Lou, ihre Stimme hob sich fast zu einem Schrei. “Sie sind nur der Brutkasten für ein Versehen! Sie haben kein Recht auf dieses Kind! Denken Sie an Daniels Gefühle! Er wünscht sich nichts sehnlicher! Sie können ihm das nicht antun!”

Der Konflikt war nun nicht mehr nur medizinischer oder juristischer Natur; er war zutiefst menschlich und tragisch. Zwei Frauen, die beide in unterschiedlicher Weise Opfer eines fatalen Fehlers geworden waren, kämpften nun um das gleiche, ungeborene Leben.

Jess sank auf einen Stuhl im Wartezimmer. Sie stützte den Kopf in die Hände und schluchzte leise. Dr. Steinfeld stand hilflos daneben, ein Symbol für das zerbrochene Vertrauen und die verlorene Kontrolle.

Lou, von ihrer eigenen Verzweiflung angetrieben, stand über Jess. “Denken Sie darüber nach, was das für Lüneburg bedeuten wird. Was die Leute sagen werden! Eine junge Frau, die durch einen Fehler ein Kind zur Welt bringt, das einer anderen Familie gehört. Sie werden zur Sensation! Wir haben die Mittel, wir haben die Liebe! Geben Sie es uns!

Jess hob den Kopf. Ihre Augen, obwohl rot vor Tränen, hatten einen neuen, unerwarteten Funken gefasst: den trotzigen, unerschütterlichen Instinkt einer Mutter, die ihr Junges beschützt.

“Hören Sie mir zu, Frau Mahler,” sagte Jess, ihre Stimme war überraschend fest. “Ich weiß nicht, wer Sie sind oder was passiert ist. Aber dieses Kind ist in mir. Es wlägt, es lebt. Und ich werde es nicht hergeben. Niemals.”

Lou starrte Jess an. Die Eleganz wich einem Ausdruck roher, ungläubiger Wut. Sie hatte erwartet, dass Jess zusammenbrechen würde, dass sie sich fügen würde. Stattdessen sah sie eine Gegenkandidatin, eine unvorhergesehene Rivalin, die nicht bereit war, ihren Platz kampflos zu räumen.

“Dann haben Sie soeben einen Krieg erklärt, Frau Böttcher,” zischte Lou, drehte sich um und stürmte aus der Praxis, ihre hochhackigen Schuhe klackerten wie Gewehrschüsse auf den Marmorfliesen.

Jess blieb allein im Wartezimmer zurück, in dem plötzlich absolute Stille herrschte, abgesehen von ihrem leisen Schluchzen. Sie strich sich über ihren Bauch. Der Neuanfang war gekommen, aber er war gefährlicher, dramatischer und schicksalhafter, als sie es sich je in ihren romantischsten Geschichten hätte vorstellen können.


Möchtest du, dass ich einen weiteren Abschnitt mit einem neuen Titel schreibe, oder soll ich das Thema “Rote Rosen” auf Deutsch fortführen?