Rote Rosen: Abschied oder Neuanfang? (4235) | Mi, 5.11. – hier anschauen

Rote Rosen: Abschied oder Neuanfang? (4235) | Mi, 5.11. – hier anschauen

Szene 1: DAS ALTE ATELIER – Der Schmerz der Entscheidung

[ORTSWECHSEL] Ein lichtdurchflutetes, aber chaotisches Atelier in Lüneburg. Überall stehen angefangene Leinwände, Farbtuben und Skulpturen. Im Zentrum steht MERLE VAN DOHREN (mit der Wärme und dem Chaos einer Künstlerin), die ihren Blick zwischen einer gepackten Reisetasche und einem unvollendeten Gemälde hin und her wirft. Neben ihr steht SIMON (mit der praktischen, aber nun besorgten Haltung eines Geschäftsmannes), der versucht, ihre Hand zu nehmen, doch sie zieht sie sanft zurück.

Rote Rosen: Abschied oder Neuanfang? (4235) | Mi, 5.11. - hier anschauen

SIMON (leise, flehend):

„Merle, du zitterst. Bitte. Setz dich. Lass uns noch einmal vernünftig reden. Es ist die Chance deines Lebens – die Galerie in Paris. Aber wir… Wir haben gerade erst wieder zueinander gefunden. Ist es das wirklich wert, alles wieder aufs Spiel zu setzen?“

Merle dreht sich um. Ihre Augen, normalerweise voller Lebenslust und Kreativität, sind jetzt von tiefer Unsicherheit überschattet.

MERLE:

„Vernünftig reden? Simon, mein ganzes Leben war eine Abfolge von Entscheidungen, die entweder zu vernünftig waren oder zu chaotisch. Die Ausstellung in Paris ist nicht nur eine Chance, es ist eine Notwendigkeit. Ich muss wissen, ob meine Kunst ohne den ‘Van-Dohren-Bonus’ bestehen kann. Ich muss sehen, ob ich… ich selbst bin, ohne die Geschichte von uns, ohne Lüneburg.“

Sie fährt sich mit den Händen durchs Haar. Die Anspannung in ihren Bewegungen ist fast greifbar.

MERLE:

„Und was ist mit uns? Wir haben so viel durchgemacht. Die Lügen. Die Geheimnisse. Die Trennungen. Ist das, was wir jetzt haben, eine neue, starke Liebe, die alles übersteht? Oder ist es nur die Wärme der Gewohnheit, die uns zurückhält?“

Simon tritt einen Schritt näher. Er legt seine Hände behutsam auf ihre Schultern.

SIMON:

„Es ist Liebe, Merle. Eine Liebe, die gelernt hat, zu verzeihen und zu wachsen. Ich will dich nicht aufhalten. Ich will, dass du fliegst! Aber warum alleine? Ich kann das Geschäft auch von Paris aus führen, zumindest für eine Weile. Ich kann dein Anker sein, dein Boden, wenn du fällst.“

MERLE (schüttelt den Kopf, Tränen steigen ihr in die Augen):

„Nein. Das verstehst du nicht. Wenn ich das mache, muss ich frei sein. Frei von Verpflichtungen, frei von der Geschichte, die wir teilen. Ich muss in ein leeres Atelier gehen und herausfinden, wer Merle ist, wenn sie nur eine Künstlerin in Paris ist. Ohne den Namen. Ohne dich, Simon.“

Ein plötzliches, scharfes Geräusch unterbricht sie: draußen fährt ein Taxi vor, das Hupen ist kurz und fordernd. Die Zeit ist abgelaufen.

Szene 2: IM ROSENHAUS – Die Stille der Ungewissheit

[ORTSWECHSEL] Gleichzeitig: Das Wohnzimmer im Rosenhaus. Eine gedämpfte, beunruhigende Atmosphäre. CARLA sitzt mit BRITTA (der Ärztin mit dem scharfen Verstand) am Tisch. Ein Stapel Papiere – Finanzunterlagen der „Drei Könige“ – liegt zwischen ihnen. Carla wirkt blass, ihre übliche kämpferische Haltung ist gebrochen.

CARLA:

„Ich verstehe es nicht, Britta. Die Zahlen sind eindeutig. Ein Großteil der Rücklagen ist verschwunden. Seit Anfang November ist das Konto wie leer gefegt. Wer würde so etwas tun? Im ‘Drei Könige’! Das ist doch wie eine Familie!“

Britta, stets rational, stützt den Kopf in die Hand.

BRITTA:

„Finanziell ist das kein Unfall, Carla. Das ist eine Operation. Jemand, der Zugang zu den Büchern hat. Jemand, dem du vertraust. Die Summe… das ist keine kleine Entnahme. Das ist der Ruin. Du musst sofort zur Polizei gehen.“

Carla schließt die Augen. Die Wahrheit ist zu schmerzhaft, um sie auszusprechen.

CARLA:

„Und dann? Ich muss beweisen, wer es war. Und wenn es… wenn es jemand war, der mir so nahe steht, dass ich es nicht glauben kann? Die Angst, Britta. Die Angst, dass der Verrat aus einer Ecke kommt, die ich nie erwartet hätte. Ich habe gerade erst wieder Vertrauen gefasst.“

BRITTA:

„Vertrauen in die Liebe, nicht in die Buchhaltung. Das sind zwei Paar Schuhe. Denk an deine Tochter, an das Hotel. Du bist eine Kämpferin, Carla. Lass dich nicht durch die Angst lähmen. Wir sehen uns die Unterlagen an. Vielleicht gibt es eine Spur, eine Unregelmäßigkeit, die nicht sofort auffällt.“

Plötzlich klingelt Brittas Handy. Sie sieht auf das Display, ihr Gesicht versteinert.

BRITTA:

„Oh, mein Gott. Das ist Merle. Sie ist gerade am Bahnhof angekommen. Und sie… sie weint. Etwas ist passiert. Mit Simon. Oder mit Paris.“

Szene 3: ABSCHIED AM BAHNSTEIG – Der ungewisse Kuss

[ORTSWECHSEL] Zurück am Lüneburger Bahnhof. Der Zug nach Paris dampft leise, bereit zur Abfahrt. Merle und Simon stehen sich auf dem Bahnsteig gegenüber. Die Reisetasche liegt auf dem Boden wie ein unüberwindbares Hindernis.

MERLE (ihre Stimme bricht):

„Ich muss jetzt gehen, Simon. Bevor ich… bevor ich meine Meinung ändere und alles vergesse, was ich mir vorgenommen habe.“

SIMON (er sieht ihr tief in die Augen, seine eigenen sind voller Schmerz, aber auch Entschlossenheit):

„Du wirst nicht alles vergessen, Merle. Du kannst unsere Liebe nicht einfach ausradieren. Sie wird warten. Aber ich werde nicht warten, ohne etwas zu kämpfen. Ich werde dir eine Chance geben, frei zu sein. Aber ich werde dich nicht aufgeben.“

Er zieht sie in eine letzte, verzweifelte Umarmung. Der Abschiedskuss ist lang und tief, eine Mischung aus Trauer, Hoffnung und der brennenden Ungewissheit der Zukunft.

SIMON:

„Versprich mir, dass du anrufst. Egal, wie es läuft. In Paris, im Triumph, im Chaos. Ruf mich an.“

MERLE (sie nickt, unfähig zu sprechen):

„Ja. Ich rufe an.“

Die Türen des Zuges schließen sich mit einem scharfen Zischen. Merle steigt ein, sucht ihr Abteil. Sie dreht sich um. Durch das Fenster sieht sie Simon, der wie erstarrt auf dem Bahnsteig steht und ihr nachblickt. Seine Figur wird kleiner, während der Zug langsam anrollt. Merle legt ihre Hand auf das kühle Glas des Fensters. Ist das der Abschied von Simon und Lüneburg? Oder ist es der notwendige, schmerzhafte Neuanfang für ihre Kunst und vielleicht, in ferner Zukunft, auch für ihre Liebe?

In der Ferne, im Bahnhofsgebäude, entdeckt Merle plötzlich Carla und Britta, die mit besorgten Gesichtern auf dem Weg zum Gleis sind. Sie sehen Merle im Zug, winken hektisch. Merle kann die Angst in ihren Augen sehen, die nichts mit ihrer Abreise zu tun hat.

Die Lüneburger Geheimnisse ziehen mit dem Zug ab, aber neue, dunkle Geheimnisse bleiben zurück.