Rosenheim-Cop Max Müller zu Gast in Althofen

Im kleinen, malerischen Kulturhaus von Althofen, umgeben von der drückenden Stille Kärntens, herrscht eine Atmosphäre, die dicker ist als jede Alpenmilch. Polizeihauptmeister Michi Mohr (Max Müller), dessen Lächeln normalerweise so sonnig ist wie ein bayerischer Vormittag, steht nicht auf dem Kopfsteinpflaster von Rosenheim, sondern auf einer schlichten Holzbühne. Seine sonst so gewinnende Unbekümmertheit ist von einer nervösen, fast fieberhaften Energie ersetzt.

Er ist zu Gast bei der Krimi-Matinée „Mörderisches Halleluja“. Er trägt keinen Uniformrock, sondern ein schlichtes Sakko – und doch fühlt er sich entblößt. Vor ihm sitzt nicht Kommissar Hofer, sondern eine eindringliche, erwartungsvolle Schar von Zuschauern.

Michi greift nach dem Mikrofon, seine Hand zittert leicht. Neben ihm steht Roland Zingerle, der Autor, dessen Lächeln ruhig und abwartend ist. Zingerle liest gerade einen Absatz, der so düster ist, dass die Gemütlichkeit des Raumes entweicht wie Dampf.

Rosenheim-Cop Max Müller zu Gast in Althofen

„…und die Klinge bohrte sich tief in die Brust, ein schmatzendes Geräusch, das in der Stille des kärntnerischen Abends hallte…“

Michi schluckt hörbar. Das ist zu viel für Michi Mohr. Seine Fälle in Rosenheim sind elegant, sie sind sauber. Aber dieses hier ist roh, blutig, existentiell. Es ist der Abgrund – und er muss ihn nun verkörpern.

„Max,“ sagt Zingerle freundlich, aber mit einem einschneidenden Unterton, „deine Stelle. Die Beschreibung der Leichenstarre. Wir brauchen jetzt deine dramatische Tiefe.“

Michi holt tief Luft. Er weiß, dass er Schauspieler ist, er weiß, dass er Bariton ist und ein Mann der Kunst. Aber in diesem Moment ist er nur Michi Mohr, der Mann der Ordnung, der kleinen Delikte, des Kuchens.

Er beginnt zu rezitieren. Seine Stimme ist weich und voller Melancholie. Er versucht, die Verzweiflung des Opfers zu fassen, die Kälte des Todes. Aber in seinem Kopf hört er nur die spöttische Stimme von Frau Stockl: „Ja, Herr Polizeihauptmeister, sehr theatralisch. Haben Sie denn schon die Kaffeemaschine gereinigt?“

Ein plötzliches, scharfes Geräusch von draußen – ein Autohupen – lässt Michi zusammenzucken. Er verliert den Faden. Er sieht, wie die Köpfe in der ersten Reihe verwirrt gehoben werden.

„Entschuldigung…“ murmelt Michi, seine Wangen glühen. Er sucht verzweifelt die Stelle im Manuskript. Panik steigt in ihm auf, so heiß und schnell wie ein Föhnwind. Er hat die Verbindung zur grausamen Realität des Krimis verloren.

Zingerle, der Profi, nimmt ihm galant den Text ab. „Und an dieser Stelle setzt die Polizei ein, unerschrocken, aber menschlich im Angesicht des Bösen…“ Er wirft Michi einen scharfen Blick zu, der mehr sagt als tausend Worte: Reiß dich zusammen, Mohr!

Michi nickt, gedemütigt. Er fühlt sich wie ein Betrüger. Er spielt in einer heiteren Krimiserie, in der das Verbrechen nie wirklich weh tut. Und hier, in Kärnten, ist das Böse greifbar, dunkel, real. Er muss seine innere Grenze überschreiten, um dieser brutalen Matinée gerecht zu werden.

Er schließt die Augen und holt sich die düsterste Erinnerung, die er hat: den furchteinflößenden Blick von Polizeidirektor Achtziger, als dieser seinen letzten Urlaubsantrag abgelehnt hatte. Die pure, unbeugsame Macht der Autorität.

Mit dieser Dunkelheit im Herzen beginnt Michi, den inneren Monolog des Kommissars zu sprechen, der am Tatort steht. Seine Stimme, nun tiefer und voller Schmerz, füllt den Raum.

„Man steht da… und man fragt sich: Warum? Was ist in diesem schönen Leben so schrecklich schiefgelaufen, dass nur noch der Mord eine Antwort sein konnte?“

Das Publikum hält den Atem an. Die Melancholie von Michi Mohr, seine verletzliche Seele, hat die Brutalität des Textes überwunden. Er hat die Dramatik gefunden – nicht in der Leichenstarre, sondern im Herzen des armen Michi Mohr, der sich sehnlichst nach seiner geordneten Rosenheimer Welt sehnt. Das Fremde und Gefährliche in Althofen hat ihn gezwungen zu wachsen. Er ist durchgebrochen. Und das war kriminalistisch gut.