Auf einer abgelegenen Straße zwischen den Bad Aiblinger Ortsteilen Mainz und Bilch kommt Roman Wallner ums Leben. Die Kommissare Hansen und Kaya nehmen die Ermittlungen auf.

Rosenheim, eine Stadt, die für ihre malerische Schönheit und ihre scheinbar unberührte bayerische Gemütlichkeit bekannt ist, wurde erneut von einem Verbrechen erschüttert, das die dünne Schicht der Alltäglichkeit brutal durchbricht. Auf einer einsamen, von hohen Bäumen gesäumten Straße, ein vergessener Pfad zwischen den beschaulichen Bad Aiblinger Ortsteilen Mainz und Bilch, wurde die Leiche von Roman Wallner entdeckt. Sein jähes Ende ist nicht nur ein Schock für die lokale Gemeinschaft, sondern auch der Ausgangspunkt für eine Ermittlung, die tiefer in menschliche Abgründe blicken lässt, als selbst die erfahrenen Kommissare Sven Hansen und Miriam Kaya es erwartet hätten.

Als die Nachricht die Polizeistation Rosenheim erreichte, war es wie ein frostiger Hauch, der durch die sonst so geschäftige Wärme von Frau Stockls Büro zog. “Es gabat a Leich!”, flüsterte sie in ihren Hörer, die Worte hallten ungewöhnlich gedämpft wider, zeugten von der Schwere des Fundes. Roman Wallner, ein angesehener Bauunternehmer, Mitte Fünfzig, Vater zweier erwachsener Kinder und Ehemann der bekannten Charity-Organisatorin Claudia Wallner, war tot. Eine Tragödie, die nicht nur seine Familie, sondern auch die gutbürgerliche Fassade der Rosenheimer High Society zum Wanken brachte.

Auf einer abgelegenen Straße zwischen den Bad Aiblinger Ortsteilen Mainz und Bilch kommt Roman Wallner ums Leben. Die Kommissare Hansen und Kaya nehmen die Ermittlungen auf.

**Der Tatort und erste Schatten der Vergangenheit**

Kommissar Hansen, mit seiner gewohnten Mischung aus Professionalität und leiser Resignation angesichts menschlicher Fehltritte, und Kommissarin Kaya, scharf, analytisch und mit einem untrüglichen Gespür für die Zwischentöne, trafen am Tatort ein. Die Szenerie war gespenstisch: Ein dunkles Auto stand verlassen am Straßenrand, die Fahrertür offen, als hätte Wallner in letzter Sekunde versucht, etwas zu entkommen. Dr. Konopka, der Gerichtsmediziner, dessen Sarkasmus nur von seiner Akribie übertroffen wird, bestätigte die Todesursache: massive stumpfe Gewalteinwirkung am Kopf. Keine Schusswaffe, kein Stich. Ein Verbrechen, das auf pure Wut oder eine verzweifelte Kurzschlusshandlung schließen ließ.

Die ersten Befragungen im Umfeld des Opfers zeichneten das Bild eines erfolgreichen, wenn auch etwas dominanten Geschäftsmannes. Roman Wallner war bekannt für seinen kompromisslosen Stil, seine Fähigkeit, sich durchzusetzen – Eigenschaften, die ihm viele Neider eingebracht hatten. Doch hinter der Fassade des Selfmade-Mannes begannen Hansen und Kaya schnell, erste Risse zu entdecken. Michaela „Michi“ Mohr, der stets gut informierte Polizeiobermeister, konnte bereits erste Gerüchte über Wallners jüngste, hitzige Auseinandersetzung mit einem Geschäftspartner namens Herbert Klinger berichten. Klinger, dessen Firma durch Wallners aggressive Geschäftspraktiken an den Rand des Ruins getrieben wurde, hatte erst kürzlich in der Stadt öffentlich gedroht, Wallner dafür bezahlen zu lassen. Ein erster, scheinbar offensichtlicher Verdächtiger, der jedoch bald zu einer von vielen Spuren in einem immer dichter werdenden Netz aus Lügen und Geheimnissen werden sollte.

**Komplexe Beziehungen und verborgene Motive**

Während Klinger unter Druck geriet, offenbarte die Autopsie von Dr. Konopka weitere beunruhigende Details: Wallner hatte Spuren eines Beruhigungsmittels im Blut, das normalerweise nicht verschrieben wurde. Hatte jemand versucht, ihn wehrlos zu machen? Oder war es ein verzweifelter Versuch, sich selbst zu beruhigen? Diese Erkenntnis lenkte den Fokus der Ermittler auf Wallners Privatleben, das sich als weitaus komplizierter entpuppte, als es auf den ersten Blick schien.

Claudia Wallner, die Witwe, gab sich zunächst als trauernde, fassungslose Ehefrau. Doch Kayas scharfer Blick entging nicht die subtile Distanz in ihrer Trauer, ein Schatten, der darauf hindeutete, dass ihre Ehe längst nicht mehr das war, was sie einst versprach. Es stellte sich heraus, dass Roman Wallner seit Monaten eine heimliche Affäre mit seiner deutlich jüngeren Assistentin, Sabine Lorenz, unterhalten hatte. Eine Frau, die nicht nur von Wallners Charme, sondern auch von seinen Versprechungen, seine Frau zu verlassen, geblendet worden war. Als die Kommissare Lorenz befragten, zeigte sie sich tief gekränkt und betrogen: Wallner hatte sie kurz vor seinem Tod sitzen gelassen, ihre Träume zerstört und sie mit dem Wissen zurückgelassen, dass er sie nur benutzt hatte. Ihre Wut war greifbar, ihre Alibis löchrig, und die emotionalen Narben, die Wallner bei ihr hinterlassen hatte, waren tief genug für ein Motiv.

Doch die Schichten des Wallner-Universums reichten noch tiefer. Durch Donatos akribische Finanzprüfung im Bauunternehmen, angestoßen durch einen anonymen Hinweis, kamen schmutzige Geschäfte ans Licht: Wallner hatte systematisch Baumaterialien minderwertiger Qualität verwendet und durch überhöhte Rechnungen Gelder veruntreut. Ein Skandal, der nicht nur seine Firma, sondern auch die Stadtverwaltung in Verruf bringen würde. Einer seiner langjährigen Mitarbeiter, der Vorarbeiter Karl Gruber, der immer loyal zu Wallner gestanden hatte, geriet ins Visier. Gruber war ein Mann von Prinzipien, der mit Wallners Machenschaften nicht einverstanden war und unter massiver moralischer Last stand. Hatte er seinen Chef zur Rede gestellt? Und ist die Auseinandersetzung tödlich eskaliert?

**Der Höhepunkt der Intrigen: Ein Netz aus Lügen und Verzweiflung**

Die Kommissare standen vor einem komplexen Geflecht aus Betrug, Affären, Neid und Verzweiflung. Jeder schien ein Motiv zu haben, jeder hatte etwas zu verbergen. Hansen, der in solchen Fällen oft eine gewisse Melancholie über die menschliche Natur überkommt, begann, ein persönliches Interesse an der Aufklärung zu entwickeln, nicht nur wegen des Falles selbst, sondern auch, weil die kalte Berechnung mancher Beteiligter ihn an einen alten, ungelösten Fall erinnerte, der ihn bis heute beschäftigte. Kaya hingegen trieb die Ungerechtigkeit an, die von Wallners Tod ausging – nicht nur für das Opfer, sondern auch für die Menschen, die er in sein Netz gezogen hatte.

Der entscheidende Durchbruch kam durch eine scheinbar nebensächliche Beobachtung Michi Mohrs: Ein alter Wanderweg in der Nähe des Tatorts, der von Wallners Haus aus leicht zu erreichen war, führte zu einem kleinen, verlassenen Jagdhäuschen. Dort fanden die Ermittler nicht nur weitere Spuren des Beruhigungsmittels, sondern auch eine Reihe von handgeschriebenen Notizen und heimlichen Fotos. Wallner hatte nicht nur seine Affäre betrogen, sondern auch seine Geschäftspartner erpresst. Einer dieser Partner, eben jener Herbert Klinger, war nicht nur finanziell ruiniert, sondern auch durch Wallners Machenschaften in einen familiären Konflikt geraten, da seine Frau glaubte, er habe die Firma durch eigene Fehlentscheidungen in den Abgrund gerissen.

**Die Enthüllung und die bitteren Konsequenzen**

Die Wahrheit entpuppte sich als ein erschütterndes Zeugnis menschlicher Verzweiflung. Es war nicht Herbert Klinger, der Wallner getötet hatte, obwohl er kurz davor stand. Es war Claudia Wallner, die Witwe. Sie hatte die Affäre ihres Mannes lange geahnt und seine Geschäftspraktiken durchschaut. Die Entdeckung der Erpressungsversuche gegen Klinger – und weitere, unschuldige Menschen – war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie hatte erfahren, dass ihr Mann kurz davor stand, mit seiner Assistentin durchzubrennen und dabei nicht nur ihr Vermögen, sondern auch ihren Ruf und den ihrer Kinder zu ruinieren.

In einer konfrontativen Auseinandersetzung, die am Tatort, auf der einsamen Straße, eskalierte, hatte Claudia ihren Mann zur Rede gestellt. Er hatte sie verspottet, ihre Sorgen abgetan. In einem Moment der absoluten Verzweiflung, als Wallner sich von ihr abwandte, um in sein Auto zu steigen, hatte sie nach einem schweren Stein gegriffen, der am Straßenrand lag, und in blindem Schmerz zugeschlagen. Die Beruhigungsmittel im Blut ihres Mannes hatte sie ihm unbemerkt vor der Konfrontation verabreicht, in der Hoffnung, ihn zur Vernunft bringen zu können. Es war keine geplante Tat, sondern die tragische Konsequenz eines jahrelangen Leidens und eines letzten, zerstörerischen Ausbruchs.

Die Verhaftung von Claudia Wallner schlug in Rosenheim ein wie ein Blitz. Die Fassade der perfekten Familie war endgültig zerbrochen, die vermeintliche Idylle der Stadt offenbart ihre tiefen Risse. Hansen und Kaya konnten den Fall abschließen, doch der bittere Nachgeschmack blieb. Der Fall Roman Wallner war nicht nur die Aufklärung eines Mordes, sondern eine tiefgreifende Studie über die dunkle Seite des menschlichen Herzens – über Verrat, Gier und die verheerenden Folgen, wenn Lügen und Geheimnisse unkontrolliert wuchern. Es war ein Fall, der zeigte, dass selbst in der friedlichsten bayerischen Landschaft die Abgründe menschlicher Leidenschaft lauern, bereit, das Leben aller Beteiligten für immer zu verändern. Und die Kommissare, so erfahren sie auch waren, wussten, dass dies nicht die letzte Leiche war, die die scheinbar so perfekte Idylle Rosenheims zutage fördern würde.